Stille

„Seit Jahren bitte ich euch um das Bemühen, in Stille zu essen  (nicht nur ohne zu sprechen, sondern auch kein Geräusch mit dem Besteck zu machen),  dabei jeden Bissen lange zu kauen und von Zeit zu Zeit einige tiefe Atemzüge zu machen, aber vor allem, euch auf die Nahrung zu konzentrieren und dem Himmel für diesen Reichtum zu danken. Ich habe euch erklärt, dass diese dem Anschein nach so unbedeutenden Übungen zu den besten zählen, um wahre Selbstbeherrschung zu erlangen. Denn in Wirklichkeit ist es schwierig, seine Aufmerksamkeit während einer ganzen Mahlzeit auf die Nahrung zu konzentrieren und auf jede Bewegung, die man dabei machen muss, damit es still und harmonisch vonstatten geht. Doch  ist es eben genau die Beherrschung dieser kleinen Dinge, die euch die Möglichkeit gibt, die großen zu beherrschen. Wenn ich daher jemanden sehe, der nachlässig und ungeschickt in den kleinen Dingen ist, ist es weder schwer für mich zu wissen, in welcher Unordnung er in der Vergangenheit gelebt hat, noch wie all diese Mängel  sich negativ auf seine Zukunft auswirken werden. Denn alles ist verbunden. Wenn ihr trotz allem, was ich euch gesagt habe, weiterhin Lärm macht, dann versteht ihr es einfach nicht, einen guten Anfang zu machen. Wir meditieren einige Augenblicke, wir sprechen die Formel und wir beginnen mit dem Mahl.  Nun, genau in dieser Minute müsst ihr achtsam sein und daran denken, dass ihr möglichst keine Geräusche macht. Sonst stoßt ihr gleich zu Beginn gegen das Geschirr, und habt ihr erst einmal damit begonnen, wird es die ganze Mahlzeit über zwangsläufig so weitergehen. Fangt also nun mit dem Anfang an und erwartet nicht Großes, solange dieser Punkt nicht geregelt ist. Manche bemerken nicht einmal, dass wir uns bemühen, im Saal Stille zu bewahren;  sie stoßen an ihr Geschirr oder lassen sogar ein Messer oder eine Gabel fallen, ohne zu merken, dass sie damit die Atmosphäre stören. Sie sind derart von den Angelegenheiten ihrer armen kleinen Personalität eingenommen, dass sie nichts sehen und nichts hören. Dann kann ich vorhersagen, dass diese Leute vielleicht tausend Jahre auf der Erde leben und alle Regionen des Universums durchlaufen werden, ohne etwas zu bemerken.“

Quelle: Vortrag „Hrani-Yoga und Surya-Yoga“ vom 5. August 1962 (Bonfin); erschienen in: Leben und Arbeit in einer Einweihungsschule; Gesamtwerke – Band 30/31; Prosveta-Verlag; Seite 115ff